Erinnerungen

Dann werden die Teichpflanzen geliefert und ich helfe mit, die schweren Paletten zu tragen. Wir lagern sie im Schatten unter einem Obstbaum und ich stelle wegen der Hitze den Sprenger mit sanftem Strahl auf.
Es sind Schätze dabei, besonders gut gefallen mir kleine Hibisken, Sumpfvergissmeinnicht mit zart hellblauen Blütchen und Blutweiderich in zweierlei Schattierungen. Mit Freude entdecke ich gelbblühendes Pfennigkraut, Dotterblumen und Gauklerblumen in orangefarbenen, gescheckten Tönen. Endlich wird ein wenig Farbe am Teich einziehen. Auch einige ausgefallene Stauden sind dabei, die später auf Herrn Gregorois Rücksitz gepackt werden, da er sie nach Italien  zum neu gestalteten Teich mitnehmen möchte.

Am Nachmittag geht es weiter und Herr Elau und seine Mannschaft setzen mit dem Bagger das massive Brunnenbecken aus Granit an seinen endgütligen Platz und verteilen Kieselsteinchen am Fuße ringsum im Erdreich.
Mit der Schubkarre fahren sie eine Wagenladung Rindenspäne aus und verteilen sie sorgfältig mit dem Rechen im Rhododendronbeet.

„Morgen sind dann alle da“, meint Herr Elau, stützt sich nachdenklich auf dem Rechen ab und plant in Gedanken bereits seine weiteren Termine durch.
Wir machen eine Pause, setzen uns in den Schatten der Markise, wobei auch die Zierkirsche die Sonnenstrahlen etwas zurückhält, und lassen uns das Eis schmecken.
Die Hitze ist wieder enorm.
Die Gartenbauer möchten in ihren Feierabend gehen und bald werden sie auch ihren Sommerurlaub antreten.

„Am Freitag machen wir alles fertig“, bekräftigt Herr Eleu nochmals mit entschlossenem Gesichtsausdruck. Das Ende ist nun fixiert.

Eine Stunde später hören wir laute Rufe, Herr Gregori kommt über das offene Zaunfeld von Nachbars Garten zu uns hereinspaziert. Er ist ein wenig enttäuscht, dass die Mannschaft schon weg ist und es in weiser Voraussicht besonders eilig hatte. Er hat sie um wenige Augenblicke verpasst.

„Es ist doch noch gar nicht so spät“, wundert er sich mit Blick auf die Uhr.
Gemeinsam schreiten wir alles gründlich ab. Herr Gregori scheint zufrieden, bückt sich hie und da und zupft etwas Unkraut heraus.
Ich gehe zur Probe auf den Steinen, die am Teichrand plaziert sind, um den Abstand zu testen und und habe Mühe, die Balance zu halten.

„Sind die Fische schon da“, fragt Herr Gregori interessiert und späht in das undurchsichtige, sumpfbraune Nass.
„Nein“, antworte ich ein wenig betrübt, „es fehlt ja noch der Sauerstoff.“

Wir einigen uns auf die Zahl Fünf. Die Aufgabe fällt meinem Jüngsten zu, zusammen mit seiner Freundin und der gemeinsamen Clique den Fischen ein neues Zuhause zu schenken. Mit einer Taufe und anschließender Grillfeier mit Feuer in der Feuerschale wollen sie den Garten einweihen.

Am Ende unseres Inspektionsganges setzen wir uns an den Terrassentisch und ich reiche kühle Getränke.
„Die Pumpe habe ich schon“, meint Frank voller Stolz und gibt die technischen Daten durch.
„Rauscht das dann recht laut“, frage ich misstrauisch, da ich empfindlich bin, was den Geräuschpegel im Garten betrifft.
„Der Teich hier vor der Küche plätschert doch auch sehr angenehm“, beschwichtigt mich Herr Gregori schmunzelnd.
„Ja, der ist dezent und leise“, bestätige ich. „Ist die Pumpe immer in Betrieb?“, frage ich die beiden alarmiert.

Frank nickt mit unbewegter Miene.
„Dann höre ich ja keine Frösche mehr quaken“, beklage ich mich mit zwinkerndem Unterton.
„Geht denn Ihr Schlafzimmer auf die Seite?“, wundert sich Herr Gregori überrascht.
„Nein, nein“, winke ich ab. „Wie war denn Ihr Teich, hat er auch immer gerauscht?“

„Wenn die Pumpe  nicht verstopft war, schon“, lacht Herr Gregori. „Wir müssen noch zwei Steine setzen, damit Sie besser ins Wasser gleiten können“, fällt ihm plötzlich ein.
„Dann kann ich doch noch schwimmen?“, frage ich ungläubig.
„Aber natürlich! Frage ist eher, ob Sie noch wollen?“

„Waren Sie auch schwimmen in Ihrem Teich“, hake ich nach.
„Ja schon… aber ich war auch der Einzige aus der Familie. Natürlich ist der Grund schlammig und wie ich herauskam, war ich über und über mit Algen behangen. Aber dann bin ich eben zum Duschen gegangen. Dafür war es sehr erfrischend!“ Herr Gregori lächelt versonnen.

Es ist eine überaus entspannte Stimmung zwischen uns Dreien zu spüren und Herr Gregori gräbt in Erinnerungen, die er lange nicht mehr zugelassen hat.
Dann fällt sein Blick unvermittelt auf das Beet, das direkt an die Terrasse grenzt, konzentriert richtet er sich auf und meint nachdenklich, „die Kräuter hier könnten Sie ruhig ins Kräuterbeet setzen. Da wären sie besser aufgehoben. Und den Purpursonnenhut rüber an den Zaun, er braucht viel mehr Sonne!“

Er ahnt nicht, was er damit anrichtet, und ich packe in Gedanken meinen Spaten aus, obwohl es schon dämmrig wird.
„Was soll ich denn dann einsetzen?“, frage ich ein wenig ratlos, da dies das Beet ist, mit dem ich am häufigsten experimentiere.
„Tatsächlich?“, wundert sich Herr Gregori. „Hosta würden sich eignen… und…“, Herr Gregori zögert ein wenig, nachdem er meine Miene gemustert hat, „Astilben würden auch passen.“
„Ja,“, entgegne ich gedehnt, „aber die wären jetzt schon verblüht.“
„Herbstanemonen?“, schlägt er vor und ich strahle auf.

Er rät mir noch zu winterharten Freilandfuchsien, später gesellt sich eine weiße Bauernhortensie mit hinzu und das Beet entwickelt sich stimmungsvoll nach der Frühjahrsblüte mit zahlreichen Schachbrettblumen und Tulpen. Vor allem Freilandfuchsien sind eine Zierde mit ihren zart wippenden Blütenkelchen, die sie bis zum Frost tragen.

 

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