Finale

Und dann kommt das Finale, das Setzen der Teichpflanzen.
Es wird auch höchste Zeit, da die Pflänzchen noch in ihren beengten Töpfen stehen.
Hierfür ist ein Tag mitten unter der Woche vereinbart. Wie üblich ist es sehr heiß geworden am späteren Nachmittag.
Herr Gregori wird sehnsüchtig erwartet, da es bereits auf den Feierabend zugeht.
Schnellen Schrittes eilt er quer durch unseren Garten, ohne seine Umwelt wirklich wahrzunehmen, tauscht lediglich ein paar kurze Sätze mit den Gartenbauern aus.
Rasch reiche ich ihm seinen dünnen Bamubsstab, der noch von der letzten Pflanzaktionen an der Hauswand lehnt.

Wie ein Dirigent und hochkonzentriert schwingt er den Stab und signalisiert, an welcher Stelle welches Pflänzchen zu positionieren ist. Dabei fallen nur wenige Worte.
Seerosen werden in Körben an einer Schnur befestigt und von Ufer zu Ufer führend am Grund des Teiches versenkt.

Und hier an dieser Stelle findet ein Filmriss statt, da ich die letzten Aktionen leider nicht mehr mitbekomme.
Im schönsten Konzert, beim Crescendo mitten im Höhepunkt sozusagen, muss ich mich leise verabschieden, was ich unendlich bedauere.
Herr Gregori hält abrupt inne und fordert mich freundlich, wenn auch knapp auf, das zu fragen was mir noch wichtig sei.
Ob er nochmals  kommen würde?  „Aber ja“, kann er mich lächelnd beruhigen, „ich komme schon wieder. Es fehlen ja noch Pflanzen!“
Spät am Abend lasse ich mir von Frank den Pflanznachmittag bis ins kleinste Detail erzählen.

Natürlich kann ich es kaum erwarten, am nächsten  Morgen  hinüber in den Garten zu gehen.
Ich bin überwältigt, der Teich hat sich zu einem Schmuckstück gemausert.
Das Gelände verläuft nun in sanften Abstufungen, der Rand ist mit kleinen Findlingen besetzt und den Steinen aus Gneis, um darauf gehen zu können.
An der höchsten Stelle in der Wiese steht das hübsche Pfaffenhütchen, Euonymus ‚Red Cascade‘, mit seiner charakeristisch korkartigen Rinde, die auch im Winter dekorativ aussieht, umrahmt von einigen Stauden und Primeln, die nächstes Frühjahr in Purpur blühen werden. Gesäumt von kugeligen Flusssteinen, in einem Halbkreis angeordnet.
Die restlichen Qarzsteine wurden in Nähe des Pfaffenhütchens als angedeuteter Weg nach oben zum Teich befestigt.
Die Stauden für den Wasserbereich, die Sumpfzone und das Ufer funkeln wie kleine Juwelen, sofern sie Blüten tragen, und das sind nicht wenige. Derzeit überwiegt die Farbe Purpur.

Trittsteine aus Gneis, die übrig geblieben sind, haben die Gartenbauer auf meinen Wunsch hin bis hinüber zum Gemüsebeet gelegt und weiter im Bogen zur Feuerstelle. Ich konnte noch probelaufen, um die Schrittlänge zu testen. Wieder ist alles unter einen dicken Erdschicht verborgen.
Der Garten ist nahezu fertig.

Wehmütige Stimmung macht sich langsam breit, obwohl ich eigentlich froh sein sollte, dass alles geschafft ist.
Aber ein Abschnitt geht unwiderruflich zu Ende.

Es war eine spannende und überaus aufregende Zeit, vier Monate lang den Garten „drüben“ zu begleiten und zu sehen, wie er sich nach und nach verändert hat.
In Ruhe wurde geplant und in verschiedenen Phasen gepflanzt, wobei vieles aus alten Beständen ist, und wir mussten nicht eine Pflanze – trotz sehr hoher Temperaturen – einbüßen.

Langsam  resümiere ich, um im Zeitraffertempo die einzelnen Stationen drüben im Garten nachzuerleben.

Zunächst wurde der alte Bestand kräftig ausgeschnitten, die ersten Pflanzen versetzt, der Rest zwischengelagert.
Auf der „Skizze“ wurden die einzelnen Bereiche abgesteckt für  den Teich, den Brunnen, das Gartenhaus, die Kräuter- und Gemüsebeete, die Blumenwiese.
Pflasterarbeiten für den geschlängeltem Gartenweg und einen kleinen Sitzplatz wurden erledigt.

Dann folgte das Setzen verschiedenster Gehölze mit zahleichen Bodendeckerrosen, die nun ein wenig bäuerlich anmuten. Mein ganzer Stolz sind die alten Rosen, die nach längerem Wachstumsstopp, bei dem sie kein Blatt mehr gebildet  haben, schöner denn je blühen. Der Standort in der „Sonnenloge“ ist offenbar optimal.
Anschließend folgte eine Phase, in der ich großzügig Waldreben gepflanzt habe zum Beranken von Zäunen, Rispenhortensien als optische Hingucker.

Ein Höhepunkt war es ganz sicherlich, die Gemüsepflanzen zu setzen zwischen bunten Sommerblumen wie Zinnien und Dahlien und später Levkojen.
Die duftenden Kräuter in ihren Beeten zu drapieren und zu sehen, wie sie von Bienen und Schmetterlingen umschwirrt werden.
Auch die Prachtkerze Gaura lindheimeri blüht nun wieder üppiger denn je wie auch der kleine Schmetterlingsstrauch, der bereits Zaunhöhe erreicht hat.

Der ursprünglich geplante „Tümpel“ hat sich zum zentralen Punkt des Gartens herausgebildet.
Er ist sommers wie winters wunderschön anzusehen mit einer abwechslungsreichen Bepflanzung, die sich über mehrere Etagen erstreckt.
Besonders in der licht- und blütenarmen Winterzeit zieht der Teich Blicke auf sich, wenn das Wasser an manchen Stellen zu glänzendem Eis erstarrt, sich eine dünne Schneeschicht auf den Oberflächen ausbreitet oder gar der Wasserfall zu gefrieren beginnt.

Durch den Aushub der Erde liegt der Teich leicht angeböscht, das Wasser ergießt sich über eine kleine Treppe aus Quarzit-Bruchsteinen in hörbarem Murmeln nach unten.
Nicht allzu lange, denn dann dreht Frank den Drossler der Pumpe wieder auf und das gefürchtete Rauschen erklingt. Tagein, tagaus.
Am Ende finden wir jedoch einen Kompromiss, dessen Tonlage sehr beruhigend ist.

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