Vom Tümpel zum Teich

Völlig überraschend sind die Gartenbauer gekommen und haben schwere Steine in der Schubkarre herangefahren.
Trittsteine aus hellbraunem Gneis und scharfkantigen Granit mit silbrig glänzenden Adern, die für die kleine Wassertreppe vorgesehen sind.
Auch das massive Granitbecken als Brunnen zum Bewässern der Gemüsebeete ist dabei und wird mit der Baggerschaufel in die grob abgeschätzte Position gebracht.

„Haben Sie die Pflanzliste für den Teich gesehen?“, klagt Herr Elau, der Chef der Gartenbauer, nachdem wir den Garten flüchtig inspiziert haben. „Ich hoffe, es ist nicht alles vorrätig. Klar, es sind nur ganz kleine Töpfchen, aber trotzdem… In kürzester Zeit ist alles zugewuchert und wir müssen wieder ausschneiden!“
„Ja,“ pflichte ich friedlich bei, „es sind eine Menge Pflanzen.“
„Sie hätten auch was sagen können“, meint Herr Elau ägerlich und ich verteidige mich schwach.
„Ich kenne mich doch nicht aus mit den Wasserpflanzen.“

Dass mir jede Pflanze heilig ist, die Herr Gregori aus seinem Pflanzbuch ausgewählt hat, verschweige ich.
Wieder wird das kleine, bestens bekannte Liedchen in leicht anklagendem Ton angestimmt, dass die Gartenbaumaßnahmen anfangs nach so wenig ausgesehen hätten.

„Stimmt“, verteidige ich mich ein wenig hilflos, „ursprünglich sollte es nur ein kleiner Tümpel sein.“
„Tümpel!“, stößt Herr Elau zischend aus und lacht verächtlich. „Bei einem Tümpel hätte ich ein paar Steine an den Rand gesetzt und fertig.“
„Wir wussten es doch auch nicht“, antworte ich beschwichtigend. „Es hat sich alles nach und nach ganz langsam entwickelt. Und es war Teamarbeit!“ Ich sehe ihn fest an.

Immerhin sind seitdem fast vier Monate vergangen.
Und das ist auch gut, denn so konnte der Garten in Ruhe zusammenwachsen und seinen ursprünglich vorhandenen Naturcharakter mit den Obstbäumen und Fliederbüschen beibehalten und teils an Intensität verstärken, so wie ich es mir vorgestellt habe.

„So ist es“, meint Herr Elau verstimmt. „Erst hieß es nur ausschneiden und einen einfachen Zaun anbringen, da später gebaut werden soll.“
„Aber wir haben so viel Spaß an dem neuen Garten“, strahle ich ihn begeistert an. „Wir mögen das, ich mag die Arbeit im Freien, dafür mag ich nicht in den Urlaub fahren oder Zeit „absitzen“.
Herr Elau sieht mich ziemlich verständnislos an. Ich weiß, dass er von Urlaub träumt und von Wochenenden, von freien Tagen und vielleicht auch vom Sitzen.

„Nächste Wochen machen wir alles fertig“, beschließt er knapp.
„Sie denken bitte noch an unsere Rindenspäne“, erinnere ich ihn sanft.
Wir sind alle zum Rhododendronbeet getreten und ich zeige den drei Männern voller Stolz die frisch gesetzten kleinen Hortensien, die sich mit cremefarbenen Rispen dekorativ vor der dunklen Kulisse abheben, deute mit einer Handbewegung auf die neuen Waldreben, die schon Blüten nach oben klimmen lassen.
Wenn die große Fläche – das „Rhododendronbeet“ – noch großzügig mit duftenden Rindenspänen bedeckt ist, ist dieser Bereich fertig.

Wir setzen uns an den Gartentisch und ich reiche eiskaltes Mineralwasser mit frisch geschnittenenen Zitronenscheiben und eine Portion Eis mit Waffeln. Dankbar wird die kleine Pause angenommen, da es wieder sehr heiß heute ist.

Dadurch dass der Bagger nun an einer anderen Stelle steht, kann ich wieder ein Stück mit dem Handvertikutierer bearbeiten.
Einen ganz Sack voll abgestorbenem, gelben Moos harke ich heraus und säe anschließend nach.
Natürlich muss frische Grassaat auch gegossen werden, aber zwischenzeitlich geht das sehr gut und komfortabel mit einem neuen, stabilen Schlauch, der neben zwei Gummischichten auch eine Lage aus textilem Gewebe hat.
Dadurch verwindet er sich nicht mehr so leicht und das Material hält dem enormen Druck aus der Grundwasserpumpe stand. Außerdem lässt sich der Druck auch drosseln.

So macht Gießen wieder Spaß und es gibt eine Menge „Spaß“ drüben im Garten.

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