Lichtungen

Für die Woche nach Ostern ist geplant, drüben im Garten jene Bäume zu fällen,  die abgestorben sind, und den übrigen Bestand kräftig auszulichten.

Eine Menge Kleinholz wird anfallen, das als Brennholz genutzt werden kann.
Eine größere Aktion wird es werden, den alten Zaun, der die beiden Gärten bislang voneinander getrennt hat, das darunterliegende kleine Mäuerchen und die Zaunsäulen abzubauen. Dabei werden Teile des alten Mäuerchens gleich als Fundament für das zukünftige Gartenhaus dienen. Der erst am Ende der  Baumaßnahmen neu errichtete Zaun zum Nachbarshaus hin wird zunächst mit all unseren vorhandenen Beerensträuchern, der hübschen Apfelbeere, den ausladenden Rispenhortensien und den Heckenrosen bepflanzt werden.

Ganz deutlich sehe ich eine Wildblumenwiese, die nur zwei Mal im Jahr gemäht wird und bereits im Frühling eine bunte Vielfalt erzeugt durch verwilderte Tulpen, Schlüsselblumen und Wiesensalbei.

Einen genauen Gartenplan gibt es noch nicht, Herr Gregori möchte sich Gedanken machen, wenn er ein paar Tage in Italien verbringen wird. Er hat sich in einem ehemaligen Weingut eingemietet und ist für die Umbaumaßnahmen von Garten und Außenanlagen zuständig. Auch ein großer Naturteich gehört zu seinem Ressort. Herr Gregori versteht die Kunst des Lebens, wie ich finde.

Unser Architekt ruft aus Italien an, um uns mittzuteilen, dass es nach Ostern losgehen wird. Was wir zu dem Zeitpunkt noch nicht wissen können ist die Tatsache, dass ein Orkantief die Pläne durchkreuzen wird.

Er hat ganz schön gewütet, der Sturm, und uns etwas Arbeit abgenommen. Der alte, morsche Essigbaum, der eh gefällt werden sollte, liegt entwurzelt auf dem Boden. Unter den großen Fichten häufen sich Zweige und Unmengen von Zapfen.

Der Gartenbauer ruft an und verschiebt kurzerhand den Termin, da er dicke, schwere Äste von Dächern holen und die entwurzelten Bäume zu Kleinholz sägen muss.
Natur ist nicht zu berechnen.

Größeres Kopfzerbrechen bereitet der neue Zaun.
„Wir machen einen Maschendrahtzaun“, hat Herr Gregori rigoros bestimmt. „Der  kostet nicht viel und ist schnell errichtet. Außerdem wird er eh berankt.“
Langsam habe ich mich an die Aussicht gewöhnt, einen Maschendrahtzaun als Grenze zu haben. Der Gedanke gefällt mir, das Leichte und Lichte zu betonen. Keine starren Grenzen zu setzen, die alles so abgeriegelt erscheinen lassen.

Die Frage des Rasenmähers wird erörtert. Auch ob die wunderbare Moosfläche erhalten bleiben wird, auf der jeder Schritt federt, oder ob alles umgraben werden muss, nachdem der kleine Bagger Furchen und Rillen hinterlassen hat.

So richtig vorstellen können wir uns nicht, wie der Garten als Ganzes aussehen wird. Wir träumen von einem Sitzplatz drüben im Garten, vielleicht mit einem weißen Sonnenschirm beschattet, der ein weiches Licht wirft.  Sehen einen Flecken Terrasse vor uns, auf der ein wetterfester Tisch und Stühle Platz finden, mit schlichten Pflastersteinen befestigt, zwischen denen Gras als Fuge wächst.

Ein paar Mal am Tag statte ich meinen Bäumen einen Besuch ab, um zu sehen, ob sich Leben regt. Der alte Apfelbaum ist über und über mit Flechten bewachsen, vor allem auf der Wetterseite.
Ich habe große Bedenken, dass der ursprüngliche Charme verloren geht, wenn zu viele Bäume gefällt werden müssten.
An den Spitzen der knorrigen Äste zeigen sich Knospen, die jedoch bröseln, wenn ich sie zwischen den Fingern reibe.
Die Zeit arbeitet für mich und die Bäumchen. Je später mit der Gartengestaltung begonnen werden wird, desto besser lässt sich erkennen, ob die Pflanzen austreiben und somit zu retten sind.

Das Hoffen und daran Glauben hat sich gelohnt. Die Bäumchen treiben doch tatsächlich aus. Der Regen hat kräftig mitgeholfen, die Temperaturen sind weit nach oben geklettert. Es ist frühlingshaft warm.

NaturZum vereinbarten Termin sind die Gartenbauer zu Dritt gekommen.
Es ist eine Menge zu tun, um den alten Bestand zunächst auszulichten und kräftig zu verjüngen.
Einer der Gartenbauer schwingt sich behände wie Tarzan bis hoch in die Wipfel, um das Geäst auszuschneiden und den Efeu, der sich mit seinen feinen Widerhaken in die Rinde gegraben hat, zu lockern.

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