Zwischen den Jahren

Zwischen den Jahren bezeichnet den Zeitraum zwischen Weihnachten und Silvester/Neujahr/Heilig Drei König.
Das alte Jahr ist nicht zu Ende, das neue hat noch nicht richtig begonnen.

Es ist eine mythenumwobene Zeit, welche mit der Nacht auf den ersten Weihnachtstag beginnt und mit Heilige Drei Könige am 6. Januar endet.
In einigen Gegenden wird auch die Nacht der Wintersonnwende hinzugezählt.

Ursprünglich hießen sie eigentlich Rauchnächte, da Häuser und Ställe mit Kräutern (und Weihrauch) geräuchert wurden, um Dämonen zu vertreiben.
Die Bezeichnung „Rauhnächte“, wie diese 12 Nächte auch im Volksmund genannt werden, kann allerdings auch von rauh, pelzig, kommen, was auf den Begriff der felligen Dämonen, die in der Nacht ihr Unwesen treiben sollen, verweist.

Das Ritual des Räucherns kann in vereinfachter Form begangen werden beispielsweise mit dem kleinen Kräuteraromalämpchen (beheizt mit einem Teelicht), um sinnbildlich alles aus dem alten Jahr zu vertreiben, was Menschen und  Tiere belastet.
Gleichzeitig wird Raum geschaffen für das Kommende, für neue Ziele und Vorhaben, für neue Lebensenergien.

Natürlich kann nicht nur in den Rauhnächten geräuchert werden, sondern das ganze Jahr über. Der aromatische Duft der im Sommer gesammelten Blüten und Kräuter, Harze, Blätter, Rinden und Wurzeln, die auf dem kleinen Stövchen verglimmen, dient zur Entspannung und für ein schlichtes Wohlgefühl.
Dabei werden die in dem Pflanzmaterial eingeschlossenen ätherischen Öle gelöst und die Duftmoleküle über die Nase aufgenommen. Der Geruchssinn ist direkt mit dem vegetativen Nervensystem verbunden, wobei Prozesse in Gang kommen, die positive Auswirkungen auf emotionaler, geistiger und körperlicher Ebene haben können.

Nach altem Volksglauben sind die Rauhnächte auch zum Erstellen von Orakeln sehr geeignet, woher auch der Brauch des Bleigießens an Silvester herrührt.
Bleigießen ist allerdings nun nach einer EU-Regelung verboten. Es scheint aber eine Alternative zu geben, nämlich Wachs. Auch dieser Stoff könne geschmolzen werden und erstarre, sobald man ihn ins Wasser gebe.

Ich persönlich mag die Zeit zwischen den Zeiten, die Zeit der Besinnung. Gerne durchblättere ich meinen Buchkalender mit den stichpunktartigen Notizen über die vergangenen Tage und Wochen. Langsam lasse ich das Jahr Revue passieren, spüre nach, wie das Wetter war, was sich an Höhepunkten und Kleinigkeiten ereignet hat.
Wenn Zeit ist, lösche ich alte Mails, mache Ordnung und räume somit alle „Postfächer“ virtuell (und innerlich) auf.

Nach diesen kleinen Zeremonien (nach altem Aberglauben sollte in der Silvesternacht auch keine Wäsche auf der Leine  hängen) kann getrost das neue Jahr kommen, wenn es an der Zeit ist.

 

 

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