Die Geschichte der Klostergärten

Es ist Mittag, die Sonne steht hoch am Himmel, es herrscht himmlische Ruhe.

Nein, nicht ganz, ein leises, monotones Summen ist zu hören. Insekten schwirren von Spitze zu Spitze der Kräuter. Schmetterlinge tänzeln über Blüten hinweg, immer auf der Suche nach Nektar.
Auch der kleine Buddleja ist begehrt, seine Blüten duften süß und ziehen wie magisch an. Ein wenig scheint die Zeit anzuhalten. Die Welt ist in Ordnung.

Einen offiziellen Anfang nimmt die Klostergartenkultur im fünften Jahrhundert, als der Mönch Benedikt von Nursia (480 bis 547 n. Chr.) im Kloster Montecassino erstmals die Krankenpflege in den Mittelpunkt mönchischen Lebens stellte.
Durch das Abschreiben der Schriften von Hippokrates, Dioskurides und Galen fand die medizinische Lehre Eingang in die Klostermedizin, was die  Konzeption der Gärten beeinflusste.
Auch in Deutschland entstanden Abteien nach dem Modell des Benedikt von Nursia.

Es handelte sich um Gebäudekomplexe mit Hospital, Apotheke und Gärten, in denen die Mönche weitgehend autark wirtschaften konnten. Die Kräutergärten lieferten mit ihren verschiedenen Kulturen den Grundstoff für Arzneimixturen.

„Hortulus“,  – lateinisch für Gärtlein – so bezeichnete man in späteren Jahren den klösterlichen Apothekergarten.

Vor allem Hildegard von Bingen war es, die die Klostermedizin revolutionierte. Mit ihren Schriften über die Heilwirkung von Pflanzen trug sie  wesentlich dazu bei, dass sich der Apothekergarten etablierte.

Der christliche Glaube fand sich symbolisch in den Klostergärten wieder. Den Grundriss bildeten immer ein oder mehrere Kreuze.
Die ursprünglich strenge Aufteilung von 24 rechteckigen Beeten mit je einer Heilpflanze  wurde im Verlauf der Zeit immer wieder geändert.

Das traditionelle Wissen aus den Klostergärten ist somit bis heute präsent und wird von Generation zu Generation weitergegeben. Gerade Pflanzen wie  Melisse, Kamille, Ringelblume, Arnika, Purpursonnenhut, Beinwell, Beifuß, Wermut, Salbei, Thymian, Lavendel, Johanniskraut und viele andere mehr sind  heute fester Bestandteil der Medizin.

Ein kleiner Kloster- oder Apothekergarten kann auch zu Hause eingerichtet werden. Er bereichert die Naturapotheke und auch die Küche. Sein Flair entsteht durch eine Kombination aus Nutzpflanzen zur Selbstversorgung neben duftenden Heilkräutern und Zierpflanzen.

Auch darf das Naschvergnügen nicht zu kurz kommen, wenn süße Früchte wie Himbeeren, Brombeeren, Weintrauben oder Erdbeeren frisch vom Strauch gepflückt werden und dabei noch warm von der Sonne sind.

Zentrum der Anlage ist oftmals ein Brunnen oder ein Wasserauffangbecken. Die Gemüsebeete werden am Rande gerne mit einer Rose akzentuiert und von Buchsbäumchen eingefasst.
Das  Buchsbäumchen habe ich nun durch Bloombux ersetzt, welches im Frühjahr zartrosa blüht.
Durch Kräuter, bienenfreundliche Wildstauden und nektarreiche Blüten werden zudem eine Vielzahl an Insekten und Schmetterlingen angezogen.

Sollte wenig Platz vorhanden sein, so reicht auch ein kleines Beet mit einigen Kräutern. Oder man setzt die Heilkräuter in Töpfe  oder Balkonkästen und schafft sich so seinen eigenen persönlichen kleinen „Kloster- oder Apothekergarten“.

Die  folgenden elf Heilkräuter gehören in einen Klostergarten,  welche gut zusammenpassen und ein naturnahes Mischbeet ergeben.

Arnika (Arnica montana) ist nur noch selten anzutreffen, meist auf  Magerwiesen. Sie kann aber als Staude bezogen werden.  Vorwiegend wird sie gegen Schmerzen eingesetzt. Oder im Gel zur Kühlung bei Mückenstichen.
Die Blüten der Kamille (Matricaria recutita) beruhigen Magen und Darm und lindern Entzündungen. Außerdem verbessert Kamille den Boden.
Blätter und Blüten der Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus) können gegessen werden. Sie wirken schleimlösend und antibiotisch.
Ringelblumenblüten (Calendula officinalis) fördern die Wundheilung. Außerdem sehen sie hübsch aus und bringen Farbe ins Beet.
Rosmarin (Rosmarinus officinalis) stärkt die Nerven. Die Pflanze braucht im Winter Kälteschutz.
Echter Salbei (Salvia officinalis)  lindert Entzündungen, wirkt verdauungsfördernd  und reguliert den Schweiß. Außerdem wehrt er Schnecken ab.
Die echte Schlüsselblume (Primula veris) wirkt schleimlösend und entzündungshemmend. Sie ist streng geschützt und darf nicht gepflückt werden.
Thymian (Thymus vulgaris) ist ein gutes Hustenmittel, außerdem vertreibt er Ameisen.
Zitronenmelisse (Melissa officinalis) beruhigt und reguliert die Verdauung. Außerdem duftet sie fein.
Vom Liebstöckl (Levisticum officinale) verwendet man die Wurzeln als harntreibende und die Verdauung fördernde Medizin. Sie wächst rasch als große Pflanze heran und braucht viel Platz.
Ysop (Hyssopus officinalis) ist ein gutes Gurgelwasser. Die Staude lockt zudem Bienen und Schmetterlinge an.
(Quelle: LandIDEE, LandAPTOHEKE – Heilen und Pflegen  nach alter Tradition, Frühjahr/Sommer 2014, Dorothea Cerpnjak)

Wenn man sich ein wenig auskennt, kann man aus den verschiedenen Teilen der Heilkräuter Tinkturen ansetzen, Ölauszüge herstellen, Gele zur Hautpflege mixen.
Lavendelwasser im Espressokännchen oder der Destille aufkochen für einen Wäschespray (mit Alkohol konserviert) oder Raumspray für ein Wohlfühlklima.
Oder nur Blüten und Blätter trocknen für Tees oder duftende Potpourris oder für das Aromakräuterlämpchen.
Es können Essige hergestellt werden, Heilhonig, Kräutersalze und Öle, die Möglichkeiten sind vielfältig.

Eines ist ihnen allen gemein, ihr besonderer Duft und die heilsame Wirkung durch das Hantieren und manchmal auch nur durch das Betrachten.

 

 

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